


Kirchen in Hungen
Evangelische Stadtkirche mit Chorkapelle aus dem 12. Jahrhundert
Die Evangelische Stadtkirche zu Hungen vereint in ihrer jetzigen Baugestalt Stilformen der Romanik (Glockenturm), der Gotik (Chorraum), der Renaissance (Kirchenschiff) und des Barock (“welsche Haube” des Treppenturms). Diese Unterscheidung ist am besten von außen auf der Südseite zu erkennen.
Das älteste Bauteil bildet das Untergeschoss des romanischen Glockenturms (Turmhalle) aus dem Ende des 12. Jahrhunderts. Es ist zugleich das älteste erhaltene Baudenkmal der Stadt Hungen. 1907 wurden bei Renovierungsarbeiten Wandmalereien im Turmraum freigelegt, die um 1600 übertüncht worden waren. Sie zeigen im unteren Bereich des Triumphbogens zwischen Turm und Schiff rote Ranken mit Lilienblüten und achteckige graue Sterne (um 1400). An den Wandflächen und den Fensterlaibungen befindet sich schwarzes Rankenwerk, auf der südlichen Fensterlaibung sind figürliche Fresken aufgetragen (um 1450). In östlicher Richtung wird der Tod Marias dargestellt. Vor ihrem Bett kniet eine Frauengruppe, dahinter steht neben den Aposteln die heilige Barbara. Christus erscheint mit Krone und Heiligenschein als Himmelskönig und erhebt seine rechte Hand zum Segensgestus. Auf der gegenüberliegenden Seite zeigt Johannes der Täufer lebensgroß auf das Buch mit dem Lamm. An der Decke heben sich weiße Schlangenlinien und Sterne in verschiedener Größe von dem dunklen Hintergrund ab. Auf diese Weise wird der Himmel stilisiert dargestellt.
Ein schmiedeeisernes Gitter von 1679 trennt die Turmhalle vom spätgotischen Chor. Da der Chor nach der Reformation nicht mehr für den Gottesdienst benutzt wurde, diente er der Nebenlinie des Grafenhauses Solms-Hungen, das von 1592 bis 1678 seinen Sitz in Hungen hatte, als Grabkapelle.
Die Evangelische Stadtkirche von Hungen ist täglich offen. Die Chorkapelle lädt als Raum der Stille ein, zur Ruhe zu kommen, mit sich und mit Gott allein zu sein.
Wehrkirche Nonnenroth
Die evangelisch-reformierte Kirche in Nonnenroth, einem Stadtteil von Hungen, besteht aus zwei Baukörpern. Der wuchtige, wehrhafte Chorturm wurde im 13. Jahrhundert im spätromanischen Stil gebaut und hat einen barocken Turmhelm von 1750. Das quadratische Langhaus entstand 1775.
Die geostete Kirche am südwestlichen Dorfrand steht erhöht auf einer Basaltkuppe und prägt das Ortsbild. Der ummauerte Friedhof war befestigt und soll vier Rundtürme mit Schießscharten gehabt haben. Erhalten ist das überdachte Torhäuschen aus spätgotischer Zeit. Hinter der Kirche schaut eine moderne Holzstatue Martin Luthers über die Ebenen und auf den Lutherweg Richtung Süden.
Im Sommer finden hier häufig Orgelkonzerte statt, die ins Freie übertragen werden, wobei die Kirche abends außen spektakulär beleuchtet wird.